Der erste Tag des chinesischen Neujahrs fällt in diesem Jahr auf den 22. Januar. In China und anderen ostasiatischen Ländern ist es der Startschuss für zweiwöchige Feiern: Das Fest ist auch als Mond-Neujahr bekannt – und da es den Beginn des Frühlings markiert, wird es auch Frühlingsfest genannt.

Traditionell kommen die Familien dann zu einem üppigen Festmahl zusammen. Den Kindern wird oft Geld in roten Umschlägen, den so genannten “hong bao”, zugesteckt.

Mit dem Beginn des Mondjahres setzt die Rotation des chinesischen Tierkreises ein. Er umfasst einen Zwölfjahres-Zyklus und wird jeweils durch ein Tier repräsentiert. Eine Legende dazu besagt, dass einst der Jade-Kaiser – eine wichtige chinesische Gottheit – alle Tiere zu einem “großen Rennen” einlud. Die schnellsten Zwölf wählte er für die Tierkreiszeichen aus. Es orientiert sich an der Reihenfolge ihres Erscheinens: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein.

Berühmte “Hasen”

Lionel Messi im Stadion bei der Fußball-WM 2022 mit Pokal.

Im Jahr des Hasen Geborene – wie der Fußballer Lionel Messi – gelten als wachsam, geistreich, scharfsinnig und erfinderisch.

Wer 1915, 1927, 1939, 1951, 1963, 1975, 1987, 1999, 2011 oder 2023 geboren wurde, ist ein Hase. Das trifft unter anderem auf die US-Filmstars Elliot Page und Eva Longoria, Amazon-Gründer Jeff Bezos, den argentinischen Fußballer Lionel Messi, den kürzlich verstorbenen Papst Benedikt und den Physiker Albert Einstein zu. Ebenso auf den kolumbianischen Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez († 2014) und die französische Sängerin Édith Piaf (†1963).

Jedes Tierjahr wird zusätzlich einem der fünf Elemente zugeordnet: Holz, Feuer, Erde, Metall oder Wasser. 2023 ist also genau genommen das Zeichen des Wasserhasen. In China gilt der Hase unter den zwölf Zeichen als der Glücksbringer – in anderen Kulturen kommt er allerdings nicht ganz so gut weg. Die nordamerikanischen Ureinwohner unterstellten ihm einen Hang zu Betrügereien, während er in der aztekischen Mythologie mit Trunkenheit und Promiskuität assoziiert wird. Einig ist man sich kulturübergreifend allerdings darin, dass der Hase Überfluss und Fruchtbarkeit symbolisiert – letzteres wohl, weil das Tier sich fleißig fortpflanzt.

Im Dienst des Mondes

Zwei Laternen - eine in Hasenform, eine repräsentiert den Mond.

Um eine mögliche Beziehung von Hasen zum Mond geht es in einigen Kulturen

Interessanterweise wird der Hase in einigen Kulturen auch eng mit dem Mond in Verbindung gebracht – da seine von der Erde aus sichtbaren Zeichen einem Kaninchen oder einem Hasen ähneln sollen.

In mehreren ostasiatischen Kulturen soll der Hase mit Mörser und Stößel im Mond zu sehen sein. In der chinesischen Folklore zerstößt der Jadehase, der oft als Begleiter der Mondgöttin Chang’e dargestellt wird, das Lebenselixier. Ähnliche Legenden über Mondhasen gibt es auch bei einigen Ureinwohnern in Nord- und Mittelamerika.

Von niedlich bis gruselig: Der Hase in Comic und Film

Bugs Bunny hält in dieser Darstellung von 1944 eine kleine Hasen-Statue in der Hand.

Bugs Bunnys bekanntestes Zitat lautet: “Eh, what’s up doc?”

Warner Brothers’ gewitzter karottenkauender Bugs Bunny sowie Disneys fröhliches Kaninchen namens Klopfer aus dem Zeichentrickfilm “Bambi” repräsentieren die Art von Tieren, die die Menschen – nach Hunden und Katzen – gern als Haustier halten.

Doch nicht immer waren Hasen auf der Leinwand so niedlich. In dem US-amerikanischen Science-Fiction-Psychothriller “Donnie Darko” aus dem Jahr 2001 spielte Jake Gyllenhall die titelgebende Figur: Er nimmt Psychopharmaka und trifft in seinen Halluzinationen auf Frank, eine Gestalt im Hasenkostüm, die ihn manipuliert und zu Verbrechen anstiftet.

Und wer kann schon das unglückliche Kaninchen vergessen, das in dem Film “Eine verhängnisvolle Affäre” (1987) mit Michael Douglas und Glenn Close in den Hauptrollen gekocht wurde – eine mahnende Geschichte über One-Night-Stands und obsessive Liebe.    

Kaninchen oder Hase?

Eine Schwarz-Weiß-Illustration des weißen Hasen aus Alice im Wunderland, der auf seine Taschenuhr blickt.

Immer spät dran: Das weiße Kaninchen in “Alice im Wunderland”

Okay, ein Kaninchen ist kein Hase – aber verwandt sind die beiden allemal. Und das berühmte weiße Kaninchen – das immer zu spät kam, obwohl es eine Taschenuhr besaß – spielt eine zentrale Rolle in Lewis Carrolls Kinderbuchklassiker “Alice im Wunderland” und ist vielleicht eines der ikonischsten Kaninchen der Literaturgeschichte.

Die Geschichte inspirierte Jefferson Airplane 1967 sogar zu dem Song “White Rabbit”. Die Band war überzeugt, in Carrolls Roman aus dem Jahr 1865 Hinweise auf Drogen entdeckt zu haben: “‘Alice im Wunderland’ ist eine Offenbarung”, sagte Sängerin Grace Slick in einem Interview: “‘Iss mich!’ Sie wird buchstäblich high, zu groß für den Raum. ‘Trink mich!’ Die Raupe sitzt auf einem psychedelischen Pilz und raucht Opium!”

Der Hase als Muse

Der silberne Rabbit von Jeff Koons.

Jeff Koons’ “Rabbit” gilt als eines der ikonischsten Werke in der Kunst des 20. Jahrhunderts

Die 1986 vom amerikanischen Künstler Jeff Koons geschaffene Serie “Rabbit” umfasst drei identische Skulpturen aus Edelstahl. Eines der drei Exemplare wurde im Mai 2019 für 91,1 Millionen Dollar (84,2 Millionen Euro) verkauft und ist damit das teuerste Werk eines lebenden Künstlers, das je bei einer Auktion unter den Hammer kam.

“Schauen Sie sich den ‘Rabbit’ an”, sagte Koons einmal in einem Interview. “Er hat eine Karotte im Mund. Und was ist das? Ist es ein Vibrator? Ist es ein Politiker, der eine Rede hält? Ist es das Playboy-Bunny? Es ist von allem etwas.” 

Eine andere Hasen-Art

Der Playboy-Hase ist ein weiterer ikonischer Hinweis auf die sexuelle Natur dieses Tieres. Playboy-Bunnies, die Kellnerinnen in Playboy Clubs, tragen Hasenohren, ein trägerloses Korsett, schwarze Strumpfhosen, Stummelschwänzchen, Fliege, Kragen und Manschetten.

Der Hase “hat eine sexuelle Bedeutung”, sagte Hugh Hefner, der Gründer des Playboy-Imperiums, 1967 in einem Interview, “weil er ein frisches Tier ist, scheu, lebhaft, springend – sexy. Erst riecht es dich, dann flüchtet es, dann kommt es zurück, und du hast Lust, es zu streicheln, mit ihm zu spielen. Ein Mädchen ähnelt einem Hasen. Fröhlich, scherzhaft”, sagte der umstrittene Zeitschriftenverleger, der 2017 im Alter von 91 Jahren starb.

So süß: Hasen aus Schokolade

Osterhasen aus Schokolade

Zum Anbeißen: Schoko-Osterhasen

Vielleicht ist eine der “süßeren” Geschichten über Hasen jene über den Lindt-Schokoladenhasen, der jedes Jahr um die Osterzeit die Supermarktregale christlich geprägter Länder füllt. Kreiert wurde der in Goldfolie gehüllte Schokohase 1952.

Die Geschichte besagt, dass die Tochter eines der Meister-Chocolatiers der Firma einen Hasen im hohen Gras gesehen haben will, als die Familie beim Osterfrühstück saß. Allerdings verschwand er, als das Mädchen sich ihm näherte – es blieb untröstlich zurück. Um es aufzuheitern, entwickelte der Vater die Idee des Schokohasen.

Laut Firmenwebseite werden jährlich 150 Millionen Lindt-Goldhasen hergestellt und in über 50 Ländern verkauft. Selbstverständlich bewirbt der Anbieter seine Hasen auch anlässlich des chinesischen Neujahrsfests.

Diese Liste könnte ewig fortgesetzt werden …

Es gibt so viele Hasen-Darstellungen in der Popkultur, dass diese Liste ewig fortgeführt werden könnte. Wir beenden sie mit dem berühmten transatlantischen Kampf der Hasen – dem zwischen den Batterieherstellern Duracell und Energizer. Obwohl der Schlagzeug spielende, pinke Duracell-Hase seit 1973 existiert, hat die Firma ihn nicht als Markenzeichen registrieren lassen.  

Im Jahr 1988 debütierte dann ein rosafarbener, lebhafter Energizer-Hase in einer Werbung, die die “Ausdauer” des Duracell-Hasen mit seinem Batteriespielzeug, das “läuft und läuft und läuft”, in den Schatten stellte.

Es folgten einige Markenrechtsstreitigkeiten, und nach einer außergerichtlichen Einigung im Jahr 1992 hat Energizer nun die ausschließlichen Markenrechte für seinen Hasen in den Vereinigten Staaten und Kanada, während Duracell die ausschließlichen Rechte im Rest der Welt besitzt.

Übrigens, der Hase ist in der traditionellen chinesischen Kultur auch ein Symbol für Langlebigkeit.

Adaption aus dem Englischen: Suzanne Cords und Verena Greb.