Die Messlatte liegt hoch, wenn am 12. Mai 2023 das neueste Spiel der Zelda-Reihe erscheint. Der Vorgänger, “The Legend of Zelda: Breath of the Wild”, wurde millionenfach verkauft und gilt noch immer als eines der besten Videospiele überhaupt. Keine leichte Aufgabe, da mitzuhalten.

In “The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom” steuert die Spielerin den Helden Link, der sich auf den Weg macht, Prinzessin Zelda und das Königreich Hyrule vor dem Bösewicht Gannondorf zu retten. Dieses Muster ist allen Teilen der Videospielreihe zu eigen, aber “Tears of the Kingdom” wartet mit einigen Überraschungen auf: So schließt die Handlung direkt an den Vorgänger an und Link und Zelda beginnen das Abenteuer dieses Mal gemeinsam. Tief unter den Ruinen des verfallenen Schlosses Hyrule entdecken sie Wandmalereien, die von der Gründung des Königreichs berichten. Eng daran beteiligt waren offenbar die sogenannten Zonai, eine gottähnliche Spezies, die auf schwebenden Inseln im Himmel lebte.

Schon eine Stunde nach Spielbeginn erkundet Link, durch einen bösen Dämon von Zelda getrennt, diese Inseln im Himmel. Begleitet wird er von einem Geist der Zonai. Bekannte Spielelemente werden erweitert, so zum Beispiel in den Tempel aus dem Vorgänger, in denen knifflige Rätsel gelöst werden müssen. Cyborghaft steht Link dafür der rechte Arm des geisterhaften Zonai zur Verfügung, mit dem er Objekte aller Art aufheben, miteinander verkleben und bewegen kann, zum Beispiel um Brücken über Abgründe zu bauen. Schon die ersten sechzig Minuten versprechen somit den Spielspaß aus Knobelei und Kampf, für den die Zelda-Spiele bekannt sind.

Screenshot aus The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom: Link reckt einen Arm in die Luft

Seit 1987 rettet der androgyne Held Link seine Heimat Hyrule vor dem Untergang

Ein Klassiker unter den Videospielen

Die Zelda-Reihe aus dem Hause des japanischen Videospielherstellers Nintendo gilt unter Gamern als Klassiker und hat die Möglichkeiten des Mediums immer wieder neu definiert. Der erste Teil erschien im Jahr 1987 für die erste Nintendo-Konsole, das NES. Darauf folgten weitere Spiele, unter anderem für das SNES oder Super Nintendo, die Nachfolger-Konsole (“The Legend of Zelda: A Link to the Past”, 1991/1992) und den Game Boy (“The Legend of Zelda: Link’s Awakening”, 1993). Letzteres gilt immer noch als eines der einflussreichsten Spiele weltweit, so Guinness World Records.

Ein Screenshot aus dem ersten Zelda-Spiel

Erfunden wurde die Spielreihe in den 1980er von Videospiellegende Shigeru Miyamoto

Seit den 1990er-Jahren werden die Zelda-Spiele immer wieder zum besten Spiel des Jahres gekürt, so zum Beispiel das 1998 erschienene “The Legend of Zelda: Ocarina of Time”, das erste Spiel der Reihe mit 3-D Grafik. Als erstes Videospiel überhaupt erhielt es 40 von 40 Punkten im Famitsu Magazin, dem wichtigsten japanischen Videospielmagazin. Auch auf Metacritic ist es nach wie vor als das am besten bewerteste Spiel, mit 99 von 100 Punkten. Zahlreiche Videospielmagazine und -kritiker führten es als das beste Spiel aller Zeiten.

Gameboy Classic mit Startbild Legend of Zelda

Noch immer ein Klassiker: das erste Spiel aus der Reihe auf dem Game Boy

Neue Wege ging Nintendo auch mit “The Legend of Zelda: The Wind Waker”, das 2003 erschien und ebenfalls 40 Punkte im Famitsu Magazin erhielt – eine Auszeichnung, die nur gut zwei Dutzend weitere Spiele für sich in Anspruch nehmen können. Es zeigt sich in sogenannter Cell-Shading-Optik, die statt auf hyperrealistischer Grafik eher an den kunstvollen Stil von Anime-Serien oder Graphic Novels erinnert und somit auf eine neue Ästhetik im Videospiel setzte. 

Was macht den Erfolg aus?

Mit “The Legend of Zelda: Breath of the Wild” (2017) ließ sich Nintendo auf ein weiteres Experiment ein: Es ist das erste Zelda-Spiel, das nach dem “open world”-Prinzip funktioniert. Das bedeutet, dass Spielerinnen und Spieler nicht einer linearen Handlung folgen, sondern die Spielwelt frei erkunden können. Auf ihren Abenteuern nehmen sie dabei Missionen an, die die Handlung vorantreiben, können aber auch Nebenmissionen folgen oder einfach das Königreich Hyrule erkunden und dessen viele skurille Bewohnerinnen und Bewohner kennenlernen. Es lohnte sich: Auch “Breath of the Wild” erhielt 40 von 40 Punkten, 97 von 100 Punkten auf Metacritic, und gewann zahlreiche Best Game of the Year-Preise. IGN kürte es sogar zum besten Spiel des Jahrzehnts.

Artwork aus Breath of the Wild: Link erklimmt einen Berg

“Breath of the Wild” wurde zum durchschlagenden Erfolg

Dabei können die Zelda-Spiele niemals mit der grandiosesten Grafik oder den besten Bosskämpfen aufwarten. Ihr Reiz liegt vielmehr darin, dass sie spielbare Sagen sind. Gamer erfreuen sich an den Innovationen der Reihe, aber die Zelda-Spiele sind auch ein bedeutendes Stück japanischer und globaler Kulturgeschichte.

Japanisch-westliche Kulturgeschichte

So tauchen Fabelwesen in Hyrule auf, die von japanischer und westlicher Mythologie inspiriert sind. Geschlechter sind schon seit “Ocarina of Time” fluide, Frauen werden zu Männern oder entscheiden sich erst gar nicht für ein Geschlecht. Der Handlung liegt eine Melancholie zugrunde, die man sowohl aus dem altenglischen Epos als auch mittelalterlicher japanischer Literatur oder den Werken des japanischen Schrifstellers Haruki Murakamis kennt.

Shigeru Miyamoto zeigt auf einem Podium seinen Bizeps

Shigeru Miyamoto zeigt sich stolz ob seiner Kreation

In der Mischung aus japanischer Kultur und europäischem Ritterepos, so romantisch wie abenteuerlich, entfaltet sich der ganz besondere Reiz der Zelda-Reihe, deren Spiele immer wieder dieselbe zeitlose Geschichte erzählen. Ein junger, androgyner Ritter zieht aus, um die Prinzessin und das Königreich zu retten, und muss mithilfe der Spielerin oder des Spielers dabei zahlreiche Hindernisse überwinden und Prüfungen bestehen.

“Zelda”-Reihe thematisiert ökologische Fragen

Trotzdem bleiben die Spiele am Puls der Zeit: Schon in “The Wind Waker” steht das Königreich Hyrule unter Wasser, spätestens seit “Breath of the Wild” stellt die Reihe ganz aktiv die Frage, wie der Mensch durch Technologie seine Umwelt zerstört oder manipuliert. 

Screenshot aus The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom: Link steuert ein riesiges Fahrzeug

Technik ist dem Spieler sowohl Freund als auch Feind in “Tears of the Kingdom”

Das spielt auch in “Tears of the Kingdom” eine Rolle. Damit reiht sich das Spiel in japanische and Geschichten rund um die Klimakrise ein, so zum Beispiel die Filme des japanischen Studios Ghibli wie “Prinzessin Monoke” (1997) und “Das Schloss in den Wolken” (1986), die in Deutschland auf Netflix zu sehen sind.  

Ein neues Gaming-Meisterwerk?

In “Tears of the Kingdom” ist die Technik aber nicht bloß der Feind des Menschen, anders als noch in “Breath of the Wild”: Gleich zu Beginn des Spiels wird Link mit einem Ersatzarm ausgestattet, der ihn sozusagen zum Cyborg macht. Die Geschichten, die “Tears of the Kingdom” über Technik und Umweltzerstörung erzählt, sind somit komplizierter als noch im Vorgänger. Am Ende liegt es wieder am Menschen, wie er die Technologie, die ihm zur Verfügung stehen, nutzt – ob zum Guten oder zum Bösen. 

Welche Trends sind im Metaverse erfolgreich?

Oder für sehr viel spannendes Gameplay. Welches auch immer es wird, es scheint zu funktionieren: IGN hat verlauten lassen, “Tears of the Kingdom” lasse seinen Vorgänger ganz schön alt aussehen – und hat das neue Spiel erneut zum Meisterwerk erklärt.