Ist das Kunst oder kann das weg, hat sich die Stadtverwaltung von Margate in der englischen Grafschaft wohl gedacht. Nur Stunden nach der Entdeckung des neuen Banksy-Werkes „Valentines Day Mascara“ ließ die Gemeinde die ausrangierte Tiefkühltruhe entfernen, die einen integralen Bestandteil des neuen Banksy-Kunstwerks darstellt. Erst am Dienstag hatte der Brite auf seinem Instagram-Account drei Fotos des neuen Graffitis gepostet.
Auf diese Weise gibt der Street-Art-Künstler, dessen wahre Identität unbekannt bleibt, seine
Urheberschaft bekannt. Das an eine Hauswand gesprühte Motiv zeigt eine Frau, frisiert und angezogen im Stil der 1950er Jahre, mit Schürze und gelben Handschuhen. Sie hat ein blaues Auge und eine Zahnlücke – und offenbar hat sie soeben ihren Partner in eine Gefriertruhe geschubst.
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Tiefkühltruhe als „Sicherheitsrisiko“
Aus der echten Truhe, die vor der Wand stand, ragten noch zwei an die Wand gemalte Beine heraus – bis die Stadtverwaltung sie abtransportieren ließ. „Aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen mussten Arbeiten am Gefrierschrank durchgeführt werden, teilte der zuständige Gemeinderat von Thanet am Mittwoch mit. Jetzt sei der Behälter sicher und daher zurückgebracht worden. Zur Freude aller Banksy-Fans ist das Kunstwerk also wieder komplett.
„Valentines Day Mascara“ – das Kunstwerk ohne die Tiefkühltruhe
Zwei Nahaufnahmen auf Banksys Instagram-Account konzentrieren sich auf das verletzte, aber lächelnde Gesicht der Frau. „Valentines Day Mascara“ (auf Deutsch: „Valentinstag-Mascara“) heißt das Wandkunstwerk. Binnen eines Tages hat der Instagram-Eintrag bereits mehr als 1,4 Millionen Likes erhalten.
Den Finger auf gesellschaftliche Missstände gelegt
Das Werk war in Margate in Südostengland entstanden. Banksy selbst stammt aus der westenglischen Stadt Bristol, viel mehr weiß man nicht über ihn. Mit seinen aufsehenerregenden Werken prangert er immer wieder gesellschaftliche Missstände an. Zuletzt hatte er mit einer Reihe von Bildern an kriegszerstörten Häusern in der Ukraine für Aufsehen gesorgt. Seine Werke erzielen Rekordpreise.
Nachdem der Stadtrat die Kühltruhe hat zurückbringen lassen, will er nun mit dem Eigentümer des Grundstücks prüfen, wie das Werk gesichert werden kann.
Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 14. Februar 2023.
pj/suc/vg (dpa/The Guardian)
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Gestohlenes Wandbild – Verfahren eröffnet
Vor wenigen Wochen waren in der Ukraine mehrere Werke des britischen Streetart-Künstlers Banksy aufgetaucht. Darunter diese Frau im Morgenmantel, die mit Gasmaske und Feuerlöscher dem Krieg trotzt. Anfang Dezember 2022 wurde es aus der Wand des Kiewer Vororts Hostomel geschnitten. Die Polizei fasste die Diebe und sicherte das Werk. Dem mutmaßlichen Haupttäter drohen nun bis zu zwölf Jahre Haft.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Handstand auf Trümmern in der Ukraine
Auf seinem Instagram-Kanal hatte der mysteriöse Streetart-Künstler bereits am 11.11.2022 Fotos von einem Werk auf einem zerstörten Haus veröffentlicht, die im stark verwüsteten Kiewer Vorort Borodjanka aufgenommen wurden. Das Bild oben zeigt auf der grauen Wand eines kriegszerstörten Hauses ein Mädchen, das auf Trümmern einen Handstand macht.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Judoka in Kiew
Auf diesem Bild, ebenfalls in Borodjanka entdeckt, wirft ein Kind einen erwachsenen Mann beim Judo zu Boden – offenbar eine Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der ein begeisterter Judoka ist. „Wir sind stärker als David. Sie sind schwächer als Goliath“, kommentierte das ukrainische Verteidigungsministerium das Werk auf Twitter.
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Tänzerin in Irpin
Auch dieses Werk stammt von Banksy, der wohl anonym in der Ukraine unterwegs war. In sozialen Netzwerken zeigten sich Ukrainerinnen und Ukrainer begeistert. „Vielen Dank, dass Sie Menschen mit Ihrer Arbeit inspirieren und daran erinnern, dass der Krieg nicht vorbei ist und viele Menschen, einschließlich Kinder, für die Freiheit kämpfen“, kommentierte eine Nutzerin bei Instagram.
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The World of Banksy
Banksy ist einer der berühmtesten Streetart-Künstler der Welt. Seine wahre Identität ist nach wie vor ungeklärt, zumindest gibt es keine eindeutige Biografie über ihn. Gemälde oder Zeichnungen auf Papier sind bei ihm selten. Die meisten seiner Bilder sprayt der britische Künstler anonym auf Häuserwände, Mauern und Abbruch-Ruinen. Verkäuflich sind diese Arbeiten nicht.
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Würdigung von Obdachlosen
Dieses Graffiti sollte 2019 auf die Lage von Obdachlosen aufmerksam machen. Zwei fliegende Rentiere scheinen eine Parkbank zu ziehen. Auf einem Video, das Banksy im Internet postete, liegt ein offenbar obdachloser Mann auf der Bank. Fans feierten Banksy für das sozialkritische Kunstwerk.
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Bildzerstörung
Eine Versteigerung bei Sotheby’s sorgte 2019 in London für einen Coup. Nachdem das Gemälde „Das Mädchen mit Luftballon“ für 1,2 Millionen Pfund verkauft worden war, begann es plötzlich, sich selbst zu zerstören – allerdings nur zur Hälfte. Ein Schredder war im unteren Teil des Rahmens verborgen. Übrig blieben vom unteren Teil nur Schnipsel. Das Motiv erschien zuerst als Wandgemälde in London.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Affentheater – Made in Britain
Auch der Brexit und seine Folgen sind häufig ein Thema von Banksy. Das politische Chaos im britischen Parlament konnte er nicht voraussehen. Doch schon 2009 entstand sein Gemälde „Devolved Parliament“ auf dieser riesigen Leinwand (2,8 x 4,5 Meter) Das Bild ist am 3. Oktober 2019 in London versteigert worden – für 9,8 Millionen Pfund (rund 11 Mio. Euro).
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Steve Jobs
Ein immer wiederkehrendes Thema seiner Bilderwelten ist der globale Raubtier-Kapitalismus. Dieses Wandbild sprayte Banksy im Eingangsbereich des Flüchtlingslagers in Calais an Frankreichs Ärmelkanal-Küste. Zu sehen ist der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs, im Gepäck seinen legendären ersten Mac-Computer. Der Vater des Apple-Managers stammte aus Syrien – so wie viele Flüchtlinge.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
EU-Missklang
Schon mit dieser Arbeit mischte sich Banksy 2017 in die Brexit-Debatte in Großbritannien ein. Über Nacht tauchte dieses meterhohe Bild an einer Häuserwand unweit des Fährhafens Dover auf: Ein Mann steht auf einer Leiter und versucht mit Hammer und Meißel einen der EU-Sterne zu entfernen. Inzwischen ist das Bild von der Wand verschwunden. Jemand hat es weiß übertüncht.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Israelisch-palästinensischer Schlagabtausch
Auch den israelisch-palästinensischen Konflikt hat sich der britische Streetart-Künstler vorgenommen. 2017 eröffnete Banksy in Bethlehem direkt an der Sperrmauer ein Hotel, das er mit seiner Kunst ausstattete, Damit wollte er ein „Zeichen des gewaltlosen Widerstandes“ setzen. Seit 2005 hat er viele Werke in dem historischen Ort hinterlassen. Es gibt bereits eine „Banksy-Tour“ für Touristen.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Krieg ist kein Kinderspiel
Die Identität von Banksy gibt bis heute Rätsel auf. Bekannt ist nur, dass er aus Bristol stammt. Ende der 1990er-Jahre kam er nach London und begann gezielt an speziellen Orten seine Bild-Botschaften auf die Wände zu sprayen, wie hier 2016 in einer englischen Grundschule in Withchurch.
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Kiew: Verfahren gegen mutmaßlichen Banksy-Dieb eingeleitet
Globale Klimakrise
Auf seine künstlerische Art ist Banksy immer schon ein Visionär. Er thematisierte in seinen Wandarbeiten häufig die politischen Probleme der Zukunft, wie hier die Klimaerwärmung. Diese gesprayte Botschaft in London, die allerdings nicht eindeutig Banksy zugeordnet werden konnte, stammt von 2009 – lange bevor US-Präsident Trump diesen Satz in vollem Ernst verkündete.
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Medienkritik
Auch die Verrohung der Medienwelt, die sich sensationsgierig auf Opfer von Kriegen und Terroranschlägen stürzen, prangert Banksy an. Diese Arbeit war 2018 in einer Londoner Galerie ausgestellt und nicht an eine Hauswand gesprayt. Auch sein Gemälde „Devolved Parliament“ ist gerahmt und wurde für die Auktion bei Sotheby’s auf einen Schätzwert von 1,8 bis 2 Millionen Euro taxiert.
Autorin/Autor: Heike Mund, Suzanne Cords