Auf den US-Schauspieler Alec Baldwin kommt nach dem tödlichen Schuss auf eine Kamerafrau bei einem Western-Filmdreh eine weitere Klage zu. Die Eltern und die Schwester der getöteten Kamerafrau Halyna Hutchins werden mit einer Zivilklage gegen Baldwin und andere Beteiligte bei dem “Rust”-Dreh vorgehen, wie die Anwältin Gloria Allred mitteilte. Baldwin hatte sich bereits außergerichtlich mit dem Witwer von Hutchins geeinigt. Ein strafgerichtlicher Prozess gegen ihn läuft noch.

Familie lebt in der Ukraine

Die nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew lebende Familie der Kamerafrau verlangt von dem Hauptdarsteller und Co-Produzenten des Westerns nun Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Die Zivilklage wurde in Los Angeles eingereicht.

Blumen hängen am Film-Set von Rust an einem Stacheldrahtzaun

Das Unglück eriegnete sich am Filmset eines Westerns in New Mexiko

“Natürlich ist für alle unsere drei Mandanten der tragische Verlust ihrer Tochter und Schwester herzzerbrechend”, sagte Allred. “Aber jetzt müssen sie zusätzlich zu dieser Tragödie mit dem Verlust umgehen, während sie inmitten von Putins Krieg in der Ukraine leben”, sagte die Anwältin unter Bezug auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Hutchins’ Mutter Olga Solowey kümmere sich als OP-Krankenschwester um bei Gefechten Verletzte.

Baldwin muss sich bereits strafrechtlicher Klage stellen

Ende Januar wurde der Schauspieler bereits in einem Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Bei einer Verurteilung droht Baldwin eine Gefängnisstrafe.

Nach Auswertung der Ermittlungen zum Vorfall gebe es genügend Beweise für eine strafrechtliche Verfolgung, teilte die Staatsanwaltschaft im US-Staat New Mexico damals mit. Die Anklage gegen den Hollywood-Schauspieler laute auf fahrlässige Tötung. Auch die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed muss sich vor Gericht verantworten. 

Baldwin-Anwalt spricht von “Justizirrtum”

“Diese Entscheidung entstellt den tragischen Tod von Halyna Hutchins und stellt einen schrecklichen Justizirrtum dar. Herr Baldwin hatte keinen Grund zu glauben, dass sich eine scharfe Kugel in der Waffe befand – oder irgendwo auf dem Filmset”, kommentierte Baldwins Anwalt Luke Nikas die strafrechtliche Anklage.

Halyna Hutchins war die Chef-Kamerafrau bei den Dreharbeiten auf einer Filmranch in Santa Fe im Oktober 2021. Baldwin, der als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film mitwirkte, hatte eine Waffe bei der Probe für eine Szene bedient, als sich ein Schuss löste, der Hutchins tödlich verletzte. Regisseur Joel Souza wurde bei dem Vorfall von dem Projektil an der Schulter getroffen und verletzt. Untersuchungen ergaben, dass in dem Colt eine echte Kugel steckte. Baldwin hatte die Schuld an dem fatalen Unfall stets von sich gewiesen. Er war bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden. 

Luftaufnahme des Filmsets von Rust in New Mexico

An dem Filmset von “Rust” fiel der tödliche Schuss (Archivbild)

Außergerichtliche Einigung mit Angehörigen

Eine Zivilklage von Matthew Hutchins, dem Witwer der Kamerafrau und Vater des gemeinsamen Sohns, gegen Baldwin und andere Beteiligte der “Rust”-Produktion war im vorigen Oktober außergerichtlich beigelegt worden. “Wir glauben alle, dass Halynas Tod ein schrecklicher Unfall war”, betonte der Witwer damals. Er habe kein Interesse daran, Baldwin und den Filmproduzenten die Schuld zuzuweisen. Stattdessen sollten sie die letzte Arbeit der Kamerafrau würdigen und den eingestellten “Rust”-Dreh fortsetzen.

kt/ka/qu/pg (afp, dpa)

Der Artikel vom 19.1.23 wurde aktualisiert