Die Jury des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels würdigte Serhij Zhadans “humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft”. Nach der russischen Invasion in die Ukraine blieb Zhadan – wie bereits im Frühjahr 2014 im Zuge der Krim-Annexion und des Kriegsbeginns im Osten der Ukraine – in Charkiw, wohin er als Jugendlicher mit seinen Eltern gezogen war.

Seit Kriegsbeginn gab Serhij Zhadan Konzerte in U-Bahnhöfen und Krankenhäusern, sammelte online Spenden für das Militär und für humanitäre Hilfe, versorgte Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung. Russland wolle sowohl die staatlichen Strukturen als auch das Wesen des Staates zerstören, so Zhadan in einem DW-Interview Ende April, “aber am schmerzlichsten ist, dass sie die Ukrainer, die Menschen physisch vernichten”.

Buchcover Die Erfindung des Jazz im Donbass

Vielfach prämiert: Zhadans Buch “Die Erfindung des Jazz im Donbass”

Ein Sieg der Ukraine sei alternativlos, denn eine “Niederlage der Ukrainer würde bedeuten, dass die meisten von uns einfach nicht mehr existieren werden”.

Neben seinem Engagement werde Zhadan für sein herausragendes künstlerisches Werk geehrt, teilte die Jury am Montag (27. Juni 2022) in Frankfurt weiter mit. Seine Romane, Essays, Gedichte und Songtexte erzählten davon, wie Krieg und Zerstörung die Menschen erschütterten – und wie sie gleichzeitig versuchten, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen.

Buch des Jahrzehnts

Der Schriftsteller wurde 1974 im Gebiet Luhansk in der Ostukraine geboren, in Charkiw studierte er Literaturwissenschaften, Germanistik und Ukrainistik und promovierte über den ukrainischen Futurismus.

Von Zhadan erschienen zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Sein Buch “Die Erfindung des Jazz im Donbass” erhielt mehrere Preise, die ukrainische BBC kürte das Werk zum ukrainischen Buch des Jahrzehnts.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. 2021 wurde die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga ausgezeichnet. Der Preis wird im Oktober zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse überreicht.

tl/rbr (mit dpa, epd, Munzinger)