Der “Terminator”, die androide Tötungsmaschine aus der Zukunft, ist berühmt-berüchtigt dafür, nahezu unverwüstlich zu sein. Mehrfach spielte Arnold Schwarzenegger im Lauf seiner Karriere die Titelrolle, und es scheint fast so, als habe er diese wesentliche Eigenschaft seines Alter Egos verinnerlicht. Auch mit 75 steht er noch vor der Kamera – weniger als Action-Darsteller, vielmehr als Kreml-Kritiker und Umweltschützer. Die Muskeln sind schwächer geworden, umso stärker die Worte. Er nutzt seine Popularität und bezieht über seine Social-Media-Kanäle klare Stellung bei weltbewegenden Ereignissen – damit macht er sich bei ehemaligen Parteifreunden nicht immer beliebt.
Zu Russlands Krieg in der Ukraine hat er sich in mehreren Statements klar und deutlich positioniert. In einer bewegenden Videobotschaft wandte sich Schwarzenegger im März an das russische Volk, sich gegen die Propaganda Moskaus zu wehren. Die Regierung habe die Bevölkerung und die Soldaten über die wahren Gründe für den Krieg in der Ukraine belogen. Im Video erinnert er an seinen Vater, der durch die NS-Propaganda “physisch und mental gebrochen” wurde. “Ich will nicht, dass ihr so gebrochen werdet wie mein Vater”, sagt darin Schwarzenegger und richtet sich damit an die russischen Soldaten. “Das ist nicht der Krieg zur Verteidigung Russlands, den eure Großväter oder Urgroßväter geführt haben.”
Die Anfänge einer Legende
Geboren wurde Arnold Schwarzenegger am 30. Juli 1947 in Thal in der österreichischen Steiermark. Schon als Kind übt er sich in verschiedenen Sportarten wie Fußball, Boxen und Schwimmen und betritt mit 15 Jahren zum ersten Mal ein Gewichtheber-Studio. Eine schicksalhafte Erfahrung. In den folgenden Jahren stählt der junge Schwarzenegger seinen Körper. “Du musst dir jeden einzelnen Muskel vornehmen – das ist exakt die Arbeit des Skulpteurs, der den Marmor mit Hammer und Meißel bearbeitet. Der Geist eines Bodybuilders muss der eines Künstlers sein – nicht ganz der von Rodin, aber es geht in diese Richtung“, erklärt er 2012 der “Zeit”. 1967 wird er der bis dahin jüngste “Mister Universum” und holt ab 1970 sechsmal in Folge den Titel des “Mister Olympia”, die wichtigste Auszeichnung im Bodybuilding. Dass auch er Steroide schluckte, gibt er freimütig zu – damals sei das schließlich noch nicht verboten gewesen.
Kraftprotz Schwarzenegger in den Siebzigern
Neue Künstlerfreunde
Als der Muskelmann 1968 in die USA auswandert, weckt seine imposante Erscheinung dort schnell das Interesse der Filmbranche. 1969 bekommt Schwarzenegger, damals noch unter dem Künstlernamen “Arnold Strong” seine erste Rolle als “Hercules in New York”, doch er tummelt sich auch in der Kunstszene. Pop-Art-Ikone Andy Warhol findet Gefallen am jungen Arnold: “Er war von meiner Energie, von meiner Kraft fasziniert. Andy hat mich in die Factory eingeladen, ich habe ihm Modell gestanden, er stellte mich anderen Künstlern wie Jamie Wyeth oder Laraine Newman vor”, erinnert er sich in einem “Zeit”-Interview. “Im Studio 54 und bei Elaine’s führte er mich von Tisch zu Tisch und stellte mich Produzenten, Fundraisern, Schauspielern wie James Caan und Woody Allen und wichtigen Mitgliedern der Gesellschaft wie Jackie Kennedy vor. Jahre später wird Schwarzenegger selbst Teil der berühmtesten Familie Amerikas, als er 1986 Maria Shriver heiratet, die Nichte des US-Präsidenten John F. Kennedy.
Seine Filmkarriere nimmt 1977 Fahrt auf: Für den halbdokumentarischen Bodybuilder-Film “Pumping Iron” wird Schwarzenegger, für Kritiker überraschend, mit dem Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. “Conan der Barbar” macht ihn 1982 international bekannt, und dann kommt 1984 das Angebot, die Titelrolle in einem B-Movie namens “Terminator” zu spielen. Für Schwarzenegger nach eigenen Angaben “eine große Herausforderung”. Er spielt den androiden Killer so überzeugend, dass die Low-Budget-Produktion von Regisseur James Cameron schnell Kultstatus erreicht.
Der Gouverneur
Nun ist Schwarzenegger gefragt. Die Gagen steigen, Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre feiert er kommerzielle Erfolge, auch mit Komödien wie “Twins” (Zwillinge) an der Seite von Danny deVito und “Kindergarten Cop”. Doch dann ist der größte Hype um ihn vorbei. Nach dem dritten “Terminator” (2003) verabschiedet sich Schwarzenegger vorerst vom Film, um seine dritte Karriere in Angriff zu nehmen: als Politiker.
2003 tritt er für die Republikaner zur Gouverneurswahl im US-Bundesstaat Kalifornien an. Er bringt sein Schwert aus “Conan der Barbar” mit nach Sacramento, stellt sich als der starke Mann dar, den das schuldengeplagte Kalifornien braucht, und bezeichnet seine politischen Gegner als “Weicheier”. Doch an den neuen Beruf muss er sich erst gewöhnen: “Als Schauspieler hat man ein Drehbuch, das gibt es für Politiker nicht. Jeder Tag war eine neue Überraschung, Stunde um Stunde, es ist irre, wie viele Probleme da auf einen zukommen, Sozialhilfe, Armut, überfüllte Gefängnisse – man wacht morgens mit 2.000 Waldbränden in Kalifornien auf, oder jemand sitzt in der Todeszelle und soll um Mitternacht hingerichtet werden, und man ruft Sie an und sagt: ‘Governor, Sie könnten das aufhalten'”, erzählt er 2013 der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Schwarzenegger ist ein Anhänger der Todesstrafe: Zwei Gnadengesuche lehnt er als Gouverneur ab, ehe ein Bundesrichter die Giftspritze 2006 als verfassungswidrig erklärt.
Der Gouvernator: Schwarzenegger in der Politikerrolle (2009)
Ende der politischen Karriere
Acht Jahre hält Schwarzenegger sich im Amt, doch erst legt er sich zu oft mit den Demokraten an, die die Parlamentsmehrheit halten, und dann wird aus dem Konservativen plötzlich ein Umweltaktivist. Das wiederum vergrätzt seine Parteifreunde. Zum Abschied hinterlässt Schwarzenegger Kalifornien einen Schuldenberg, der etwa dreimal so hoch ist wie bei seinem Antritt: 91 Milliarden Dollar. Trotzdem hätte er sich, selbstbewusst wie er ist, durchaus auch das höchste Amt des Staates zugetraut, doch diese Tür bleibt ihm verschlossen, da ausschließlich gebürtige US-Amerikaner Präsident werden dürfen.
Stattdessen kehrt Schwarzenegger zum Film zurück, dreht, na klar, zwei weitere Filme aus der Terminator-Reihe (“Genisys” (2015) und “Dark Fate” (2019)). Derzeit steckt er mitten in der Produktion der Netflix-Spionage-Serie “Fubar” (bzw. zuletzt umbenannt in “Utap”).
Umweltschützer und Kreml-Kritiker
Doch nur eine Rolle ist dem ehemaligen Politiker seit langem nicht genug. Arnold Schwarzenegger hat vor allem den Kampf gegen den Klimawandel zu seiner Mission gemacht. In seinen Reden, wie etwa auf dem diesjährigen Austrian World Summit, einer jährlichen Klimakonferenz in Wien, die von seiner Plattform Schwarzenegger Climate Initiative mitveranstaltet wird, setzt er auf neue Technologien und mahnt zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. “Wir haben Blut an den Händen”, sagte der Ex-Bodybuilder. Europa würde mit seinen Milliarden-Zahlungen an Russland für Brennstoffimporte Moskaus Angriffskrieg in der Ukraine mit finanzieren.
Auch bei der Kritik an Politikern im eigenen Land nimmt er kein Blatt vor den Mund. In einem emotionalen Video, das unmittelbar nach dem Sturm auf das Capitol am 6. Januar 2021 veröffentlicht wurde, bezeichnete Schwarzenegger Donald Trump als Lügner, Putschisten und gescheiterten Anführer. “Er wird als der schlechteste Präsident aller Zeiten in die Geschichte eingehen.” Doch Amerika werde diese dunklen Tage überwinden und stärker zurückkommen, “weil wir nun verstehen, was wir zu verlieren haben”, sagt er im Video. Damals sprach Schwarzenegger seine Unterstützung für den Demokraten Joe Biden aus.
Mit seinem bewegten Leben stellt der gebürtige Österreicher Schwarzenegger wie nur wenige Europäer vor ihm die Verkörperung des amerikanischen Traums dar. Als “Terminator” (1984) prägte er den legendären Satz “I’ll be back” (Ich komme wieder). Dieses Versprechen hat Arnold Schwarzenegger bislang noch immer eingehalten und plant auch mit 75 nicht, so schnell die Bühne zu verlassen.
Das ist eine aktualisierte Fassung eines Textes von 2017.