“Mit ihren literarischen Werken ist sie eine Übersetzerin der Empfindungen und Erinnerungen vieler Überlebender” gewesen, schrieb der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner. Es sei für Auschwitz-Überlebende ein Trost gewesen, “dass die Stimme von Zofia Posmysz in der ganzen Welt hörbar war”.

Am 23. August 1923 in Krakau geboren und römisch-katholisch aufgewachsen, beteiligte sich Posmysz während des Zweiten Weltkriegs in der Widerstandsbewegung gegen die deutschen Besatzer. Im Alter von 18 Jahren wurde sie 1942 verhaftet, nachdem sie Flugblätter verteilt hatte. Nach mehr als zwei Jahren im Konzentrationslager Auschwitz wurde sie nach Ravensbrück und später ins KZ Neustadt-Glewe gebracht. Dort blieb sie bis zum 2. Mai 1945.

Nach dem Krieg kehrte Posmysz nach Polen zurück, wo sie als Journalistin arbeitete, unter anderem für den polnischen Rundfunk. Ihre bekannteste Arbeit als Schriftstellerin war “Die Passagierin”. Die zunächst als Hörspiel fürs Radio verfasste Geschichte erzählt von einer Auschwitz-Überlebenden, die auf einer Kreuzfahrt auf ihre ehemalige KZ-Wächterin trifft.

Treffen mit dem deutschen Papst

Der polnische TV-Nachrichtensender TVN24 berichtete online unter Berufung auf die Stadtverwaltung von Auschwitz (Oswiecim), Zofia Posmysz sei am Montagmorgen im Hospiz der Stadt gestorben.

2006 gehörte Zofia Posmysz zu einer Gruppe ehemaliger Gefangener, die sich in Auschwitz mit dem damaligen Papst Benedikt trafen. 2020 erhielt sie den Orden des weißen Adlers, die höchste Auszeichnung Polens. 2015 war Posmysz mit dem Dialog-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft geehrt worden.  

Eine Geschichte des Antisemitismus – Teil 4

tla/bb (dpa, ap, kna)