China weitet einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge wegen der hohen Stromnachfrage der Industrie die Kohleförderung derzeit wieder aus. Das Land sei dabei, die Förderung um knapp sechs Prozent zu steigern, teilte die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission mit. Kürzlich sei an einem Tag sogar ein neuer Förderrekord erreicht worden.

Die Planungsbehörde hat seit Anfang August die Inbetriebnahme von 153 zuvor stillgelegten Kohleminen genehmigt. Sie würden die Produktionskapazität um 220 Millionen Tonnen pro Jahr steigern, teilte die Behörde am Montag mit. Gemessen an der gesamten Produktion des vergangenen Jahres von 3,84 Milliarden Tonnen sei dies ein Anstieg um 5,7 Prozent. Kürzlich habe das Land mit 11,5 Millionen Tonnen Kohle am Tag einen neuen Förderrekord aufgestellt.

Abhängig von der Kohle

China deckt zwei Drittel seines Energiebedarfs mit Kohle. Doch wurden auch Importe um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduziert und Kohlegruben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Kohlepreise verdreifachten sich zum Teil, was Kraftwerke nicht mehr bezahlen können. So wurden Kohlelager aufgebraucht. Verschärft wird die Krise durch Preiskontrollen und Missverhältnisse im Energiesektor, der mehr vom Staat als vom Markt gesteuert wird.

China Kohlenindustrie

Schmutzig und anstrengend: DIe Männer am Bahnhof in Jiujiang in der Provinz Jiangxi bekommen bald wieder mehr Arbeit

Klimaziele in Gefahr

Eigentlich hatte der Stromverbrauch 2021 aus Klimaschutzgründen um drei Prozent sinken sollen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte angekündigt, die Kohlendioxidemissionen bis 2030 deutlich zu senken. Auch will China keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen. Aktuell, berichtet die Süddeutsche Zeitung, scheint aber der Kampf gegen den Klimawandel vorübergehend ausgesetzt.

Die verstärkte Förderung solle die Versorgung mit Kohle während des Winters und des kommenden Frühjahrs sicherstellen, erklärte die Behörde. Rund 60 Prozent des Stroms in China werden mit Kohle produziert. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Stromausfälle gegeben; Unternehmen müssen ihre Produktion herunterfahren oder sogar stoppen. Das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal betrug auch deshalb nur 4,9 Prozent, wie die Statistikbehörde am Montag mitgeteilt hatte. 

China ist der größte Produzent von Treibhausgasen. Peking hat angekündigt, bis 2060 klimaneutral zu werden. Die Kohleverstromung soll aber erst nach 2026 zurückgefahren werden. Die Expertengruppe Carbon Tracker berichtete kürzlich, China plane 368 neue Kraftwerke.

dk/hb (afp/Süddeutsche Zeitung)