Sie ist die wahrscheinlich berühmteste Zeichentrickfigur überhaupt: Micky Maus. Im Jahr 2024 wird die früheste Version des allseits geschätzten Nagers in die Gemeinfreiheit (“public domain”) übergehen. Mickey Mouse, so die englische Schreibweise, tauchte erstmals 1928 in dem animierten Kurzfilm “Steamboat Willie” auf – dem ersten Zeichentrickfilm, der vertont wurde.
In den USA gilt das Urheberrecht für Originalwerke nach dem Tod des Urhebers noch weitere 70 Jahre. Für Werke, die anonym, pseudo-anonym oder von einem Angestellten im Rahmen seiner Arbeit geschaffen wurden, gilt es jedoch 95 Jahre lang. Für Werke, die vor 1978 veröffentlicht wurden, wie etwa Micky Maus, gilt das Urheberrecht nur für 95 Jahre ab dem Datum der Veröffentlichung.
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Die berühmteste Maus der Welt wird 90: Happy Birthday, Micky
Micky und sein Schöpfer Walt Disney
Kaum jemand weiß, dass die Maus ihre Karriere als Ersatzmann begann. Walt Disneys erster Star war nämlich “Oswald the lucky rabbit”, ein Hase. Disney verlor allerdings die Rechte an der Figur, und so schlug Mickys große Stunde. Ursprünglich sollte er mal Mortimer heißen, aber diesen Namen fand angeblich Disneys Frau zu bieder: Sie soll “Micky” vorgeschlagen haben.
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Premiere im Kino
Am 18. November 1928 feierte Micky Maus in dem Streifen “Steamboat Willie” seine Leinwandpremiere im Kino. Fast acht Minuten dauerte der Zeichentrickfilm, der sogar vertont war. Erzfeind Kater Karlo und die angebetete Minnie Maus waren auch schon mit von der Partie. Publikum und Presse waren begeistert. Die New York Times schrieb: “Er ist eine einfallsreiche Arbeit, die viel Spaß bereitet.”
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Durchgefallen: Plane Crazy
Eigentlich hatte Micky seinen ersten Auftritt sogar schon sechs Monate zuvor in dem Stummfilm “Plane Crazy“, in dem er dem Piloten Charles Lindbergh nacheiferte, der damals gerade als erster den Atlantik überflogen hatte. Doch der Streifen fand keinen Verleih und kam erst später – diesmal vertont – auf den Markt. Disneys Mitarbeiter Ub Iwerks zeichnete für den Film rund 700 Bilder am Tag.
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Micky in Farbe
Bis 1935 sah man Micky nur in Schwarz-Weiß, dann wurde es farbig in seiner Welt. Walt Disney selbst verlieh seiner kleinen Maus, in die er sein ganzes Firmenvermögen gesteckt hatte, von 1928 bis 1946 seine Stimme. “Das tapfere kleine Schneiderlein” (Foto) galt seiner Zeit technisch weit voraus und war bis in die 1990er Jahre ein Vorbild für Animationen in modernen Cartoons.
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Micky im Spielfilm
Ab 1939 stahl Donald Duck Disneys Lieblingsfigur zunehmend die Show. Also entschied sich Disney, der Maus einen Auftritt in einem abendfüllenden Spielfilm zu widmen. “Fantasia” war ein experimentelles Meisterwerk aus Animation und Musik, für das Disney 1942 den Ehrenoscar bekam. Auch Micky hätte ihn verdient – als “Zauberlehrling”, der sich zur Musik von Paul Dukas mit verhexten Besen rumschlägt.
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Micky feiert Weihnachten
In den 1950er Jahren gab es nur noch wenige Kurzfilme mit Micky, schließlich wurden sie ganz eingestellt. Erst 1983 feiert die Maus mit dem Oscar-nominierten Film “Mickys Weihnachtsgeschichte” ein glanzvolles Comeback. Fünf Jahre später (der Oscar wurde damals genau wie Micky 60 Jahre alt) verkündete die Maus bei der Oscar-Gala höchstpersönlich den Gewinner in der Kategorie Bester Kurztrickfilm.
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Micky als Mime
Auch wenn Micky hier traurig guckt, keine Sorge: Das schreibt das Drehbuch von “Der Prinz und der Bettelknabe” vor. Der Film war 1990 ein großer Erfolg. Kein Wunder mit so einem Hauptdarsteller. Schließlich erhielt der talentierte Mäuserich schon 1978 als erster Zeichentrick-Star überhaupt einen Stern auf dem Walk of Fame. Starallüren hat er aber keine, am wichtigsten sind für ihn seine Freunde.
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Mickys große Liebe
Der Mäuserich hat es nicht immer leicht mit seiner Minnie. Aber eigentlich sind die beiden unzertrennlich, traten schon 1928 gemeinsam im ersten Film auf. Minnie arbeitet als Sekretärin und Reporterin. Sie liebt rote Kleider und Blumen. Micky unternimmt so ziemlich alles, um ihr zu gefallen. Leider macht auch Kater Karlo seiner Angebeteten immer wieder den Hof.
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Mickys tierischer Freund
Pluto wurde 1930 geboren. Ursprünglich hieß er mal Rover. Er liebt Kalbsknochen, “Hundsminze” und natürlich sein Herrchen Micky Maus. Oft steht er dem Mäuserich hilfreich zur Seite. Er wittert Gefahren, lange bevor Micky etwas ahnt. Anders als viele andere Tiere bei Disney kann Pluto allerdings nicht sprechen, sondern nur bellen und knurren.
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Mickys bester Kumpel
Goofy ist sanftmütig, ein wenig zerstreut, tollpatschig und stets gut gelaunt – anders als sein Sohn Max (im Foto rechts). Sein Debüt feierte er 1932 und hat somit auch schon einige Hundejahre auf dem Buckel. Zusammen mit Micky hat er schon viele Abenteuer bestanden. Und beide wissen: Auf diese Hund-Maus-Freundschaft ist Verlass.
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Erfolgreich mit Comic-Heften
Der erste Micky Maus-Comic erschien 1931 in den USA. Auch international wurde Micky schnell populär. Vorreiter in Europa war Italien, das die Geschichten aus Amerika nicht nur übernahm, sondern für “Topolino” (italienisch für Mäuschen) eigene Abenteuer erfand. In Deutschland erscheint seit 1951 einmal monatlich das Micky Maus-Magazin – bis heute ein Verkaufsschlager.
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Micky und die Prominenz
Moderne Technik macht’s möglich: Hier richtet Micky dem berühmten Dirgenten James Levine die Fliege, während beide für den Auftakt des Konzerts “Pomp and Circumstance” von Sir Edward Elgar noch auf Donald Duck warten. Der steht noch unter der Dusche …
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Stars in Disneyland: Micky und Minnie
Der erste Disneyland-Park eröffnete 1955 in Kalifornien seine Pforten. Mittlerweile gibt es sechs davon: Von Tokio bis Paris lassen sich große und kleine Besucher von Disneys sympathischen Figuren verzaubern. Und Micky ist mit seiner Freundin Minnie natürlich einer der Stars, die immer im Blitzlichtgewitter stehen.
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Ausstellung zu Mickys Ehren
Anlässlich seines 90. Geburtstags am 18. November gibt es in New York eine große Ausstellung zu Mickys Ehren. Er selbst wird wohl eher im Kreis seiner Lieben feiern – mit Herzensdame Minnie, den Neffen Mack und Muck, Goofy und Pluto. Und dann sein Leibgericht genießen: Spinat und Erdbeeren mit Sahne. Happy birthday, Micky!
Autorin/Autor: Suzanne Cords
Nachfolgende Micky Maus-Versionen sind also geschützt, bis ihre 95 Jahre abgelaufen sind – aber die erste Version von Micky Maus nähert sich dem Ende ihres Urheberrechtsschutzes. Seit ihrem Beginn hat die beliebte Maus einige Veränderungen erfahren: Die frühere Micky Maus sah anders aus als die etwas rundere Maus von heute. Sie hatte eine spitze Nase wie eine Ratte und dünne Arme und Beine.
Diese Version wird im Prinzip gemeinfrei. Doch wenn diese ursprüngliche Version der Maus als Markenzeichen anerkannt wird, könnte Disney dennoch einige Rechte behalten, obwohl das Unternehmen das Urheberrecht an “Steamboat Willie” verliert. “Die erste Frage ist, ob Disney ‘Steamboat Willie’ nicht nur als Figur, sondern auch als Symbol für Disney verwendet”, so Jane Ginsburg, Professorin für literarisches und künstlerisches Eigentumsrecht an der Columbia Law School, im DW-Interview.
Urheberrecht versus Marke
Eine Marke ist ein erkennbares Symbol oder ein Ausdruck, der mit einem Produkt oder einer Dienstleistung eines bestimmten Unternehmens oder einer Person verbunden ist. Im Gegensatz zum Urheberrecht kann sie ewig bestehen. In den USA muss eine Marke zudem nicht eingetragen werden, um als solche zu gelten.
Wenn die Version von Micky Maus in “Steamboat Willie” als Symbol für Disney angesehen wird, kann das Unternehmen also sagen, dass es sich um eine Marke handelt. Das bedeutet, dass die Figuren verwendet werden können, aber nur so, dass sie nicht ausschließlich als Disney-Figuren verstanden werden.
Winnie Puuh als Serienmörder
Was es bedeutet, wenn Disney-Figuren in die Gemeinfreiheit übergehen, zeigt das Beispiel von Winnie Puuh. Die Originalgeschichten und -figuren von Alan Alexander Milnes (1926) sind seit Anfang 2022 gemeinfrei.
Aber Disneys ikonisches Bild der Figur, der gelbe Bär mit dem roten T-Shirt, der erstmals 1966 in einem kurzen Zeichentrickfilm auftauchte, ist immer noch urheberrechtlich geschützt. Der Unterhaltungsriese hält auch mehrere Markenrechte an dem beliebten Teddybären, was die Verwendung der Figur auf Produkten einschränkt.
Ausgelotet werden die Grenzen von Disneys Urheberrecht an der Figur in einem neuen Film, der keine Disney-Produktion ist: “Winnie the Pooh: Blood and Honey” ist ein Horrorfilm, der noch in diesem Jahr in die Kinos kommen soll. Darin wird die Figur von A.A. Milne als Serienmörder neu erfunden.
“Wir wussten, was [Disneys] Urheberrecht war und was sie gemacht haben”, sagte Regisseur Rhys Waterfield gegenüber der US-amerikanischen Zeitschrift “Variety”. “Also haben wir so viel wie möglich getan, um sicherzustellen, dass [der Film] nur auf der Version von 1926 basiert”. Abgesehen vom Namen könnte man den honigliebenden Bären nicht mit dem von Disney verwechseln. Pooh trägt einen Holzfälleranzug und seine Gesichtszüge sind verzerrt.
Tote Marken: Von Aspirin bis Thermoskanne
Wenn eine Marke zu einem Gattungsbegriff für eine Klasse von Produkten oder Dienstleistungen wird, kann das Unternehmen das Recht verlieren, sie als seine Marke zu bezeichnen. Aus diesem Grund kündigte Google 2013 an, gegen Verbraucher vorzugehen, die “googlen” als Gattungsbegriff verwenden, obwohl sie eigentlich nicht die Google-Suchmaschine benutzen.
“Markeninhaber möchten beides haben”, sagt Ginsburg. “Sie wollen, dass das Wort ein allgemein bekannter Name ist, solange die Leute zwei Vorstellungen gleichzeitig im Kopf haben – dass Google ein Synonym für die Suche ist, aber auch, dass Google ein bestimmtes Unternehmen ist, das die Suche durchführt.”
Micky Maus in “Steamboat Willie”: hier sah die Maus noch anders aus als heute
Berühmte Beispiele für Marken und Produkte, die zu Gattungsbegriffen wurden, sind Aspirin und Thermos. “Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von toten Marken, die ihre Verbindung verloren haben, oft weil der Markeninhaber die Verwendung der Marke nicht richtig überwacht hat – das Wort hat aufgehört, eine individuelle Marke zu bedeuten”, erklärte Ginsburg. Wenn die Gültigkeit einer Marke in Frage gestellt wird, werden Umfragen durchgeführt, um festzustellen, ob die Menschen die Marke mit einer bestimmten Marke oder einem bestimmten Produkt in Verbindung bringen.
Warum erlischt das Urheberrecht?
Wenn eine Person sich die Mühe macht, ein originelles Werk zu schaffen, sollte man meinen, dass sie die Rechte auf Dauer behalten sollte. Warum also erhalten Autoren und Erfinder nur begrenzte Eigentumsrechte? In der Patent- und Urheberrechtsklausel der US-Verfassung heißt es, dass der Kongress befugt ist, “den Fortschritt der Wissenschaft und der nützlichen Künste zu fördern, indem er den Urhebern und Erfindern für begrenzte Zeit das ausschließliche Recht an ihren jeweiligen Schriften und Entdeckungen sichert.”
“Wie fördert man also den Fortschritt des Wissens? Zuerst bringt man Menschen dazu, Werke zu schaffen, und dann sorgt man dafür, dass diese Werke weit verbreitet werden”, sagt Ginsburg. Und schließlich würden die Werke durch die Gemeinfreiheit dann vollständig verfügbar gemacht.
Aus dem Englischen von Sven Töniges.