Deutschland bekommt einen Manga-Day. Vorbild ist der Comic-Day, also der Tag, an dem es in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 2010 einmal pro Jahr kostenlos Comics in Buchhandlungen zu ergattern gibt. Am Samstag, 27. August 2022, werden nun die japanischen Comics gratis abgegeben. Das ist kein Zufall, denn solche Aktionen versprechen Aufmerksamkeit – und auf längere Sicht höhere Umsätze. Mehr als 720 Buchhandlungen nehmen deutschlandweit teil.
Manga-Boom vor und während der Pandemie
Mangas boomen in Deutschland. Laut einem Fachmagazin stiegen die Umsätze mit japanischen Comics in Deutschland 2021 um 75 Prozent. Doch schon zuvor waren die Umsätze beachtlich: Auf 70 Millionen Brutto-Umsatz kam die Sparte im Jahr 2005. Damals dominierten hauptsächlich zwei deutsche Verlage den hiesigen Markt: Carlsen und Egmont. Inzwischen mischen auch die Verlage Kazé oder Tokyopop kräftig mit – und weitere neue Verlage steigen ein.
Mangas sind keine Randnotiz auf dem Büchermarkt. Seit 2014 wird die Leipziger Buchmesse von der Manga-Comic-Con begleitet, die vor der Pandemie viele Besucherinnen und Besucher aus der bunten Cosplay-Community anlockte.
Viele der Manga-Verlage finden sich mittlerweile unter den Top 100 deutscher Verlage. Das Geschäft brummt.
Wer hat Angst vorm Manga-Wahn?
Zu Beginn beäugte die vom französisch-belgischen Comic geprägte Szene in Europa die Mangas mit Skepsis. Mittlerweile hat sich das Blatt aber gewendet. Denn die europäische Comic-Tradition im Stile von Hergé und Uderzo wurde keinesfalls geschwächt oder verdrängt, sondern Comics haben insgesamt eine weitere Aufwertung erfahren.
Starke junge Frau: Volleyball-Spielerin Mila aus der Anime-Serie “Mila Superstar”
Außerdem wurden durch die Mangas neue Gruppen von Leserinnen und Lesern erschlossen, allen voran Mädchen und junge Frauen. Und nicht nur das: Der Austausch beider Zeichen-Traditionen hat sich als sehr kreativ erwiesen. So zeichnete der 2017 verstorbene Jiro Taniguchi mit großem Erfolg in einem Stilmix Mangas wie “Der Wanderer im Eis” und “Vertraute Fremde”.
Deutschland ist inzwischen in Europa der drittgrößte Comic-Markt – nach Frankreich und Italien. Und es sieht so aus, als hätte der Boom seinen Zenit noch lange nicht erreicht.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Zwischen Tradition und Moderne
Die “Manga-Comic-Con” in Leipzig ist ein wichtiger Treffpunkt für alle Liebhaber von Comics, Manga, Cosplay, Japan und Videogames und für solche, die es werden wollen. Als Teil der Leipziger Buchmesse findet sie nun bereits zum dritten Mal in einer eigenen Halle statt. In diesem Jahr vom 17. bis zum 20. März.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Helden aus Manga- und Animewelt
Besonders für Cosplayer – Fans, die sich in ihre Lieblingsfiguren aus Comics, Serien und Computerspielen verwandeln – ist die “Manga-Comic-Con”, kurz MCC, ein Muss. Teilweise nehmen die Besucher lange Anfahrten nach Leipzig in Kauf, wie diese junge Frau aus Japan.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Meet and Greet
Eine lange Anfahrt hatte Lars Radtke aus Wedel nicht – er kommt jedes Jahr auf die Messe. Dort findet auch der deutsche Vorentscheid zum “European Cosplay Gathering” statt, bei dem die besten Cosplay-Kostüme Europas gekürt werden. “Cosplay” setzt sich aus den englischen Wörtern “costume” und “play” zusammen. In Deutschland schlüpfen regelmäßig geschätzt 15.000 Cosplayer in ihre Kostüme.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Geschick und Bastelfreude
Auch Jenny Völz aus Leipzig hat viel Mühe in ihr Kostüm gesteckt: “Das Kostüm ist komplett selber gemacht”, sagt die Horterzieherin. “Einen ganzen Monat habe ich daran gearbeitet.” Ihr macht es vor allem Spaß, die Leute bei der Messe zu begeistern – sie hat daher kein Problem, auch mal mit ihnen zu posieren.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Signierstunden mit den Lieblingsautoren
Die Manga Comic Con ist für Fans und Autoren auch eine gute Gelegenheit sich auszutauschen: “Das Fanecho war überwältigend”, berichtet Zeichnerin Daniela Schreiter nach ihrer Signierstunde. Die Berlinerin hat 2013 mit “Schattenspringer” einen Comic über ihr Leben mit dem Asperger-Syndrom veröffentlicht.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Grenzenlos kreativ
Zeichner und Künstler präsentieren im Bereich “MCC Kreativ” ihre selbstgefertigten Werke: Neben Comics, Postern und Buttons gibt es Taschen, Plüsch und viel Schmuck.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Ein Hauch von Japan in Leipzig
Für alle Japan-Fans ist Leipzig dieser Tage eine gute Anlaufstelle, um die Sehnsucht nach der fernöstlichen Kultur zu stillen: beim Bogenschießen, Haiku-Vortragen oder einfach nur beim Teetrinken im “japanischen Teegarten”.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Live-Zeichnen
Auf der Messe können die Besucher auch aufstrebende Künstler entdecken und mehr über ihre Arbeitsweise erfahren. Live-Zeichnen ist eine Disziplin, die der Berliner Zeichner und Cartoonist Marvin Clifford beherrscht. Er nutzt die Messe, um “Schisslaweng” zu präsentieren: den zweiten Band seines ursprünglich im Web erschienenen Comics.
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Eine Szene für sich: die “Manga-Comic-Con”
Comics über Comics
Leseratten kommen in Leipzig natürlich auch nicht zu kurz. Neben dem Rahmenprogramm bieten die wichtigsten Comic-Verlage, Neues und Bekanntes aus dem schier endlosen Comic-Universum.
Autorin/Autor: Annabelle Steffes