Kurz vor Beginn der geplanten Großkundgebung der Demokratiebewegung im Sudan gegen den Militärputsch demonstrieren die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Khartum Stärke: Ein Großaufgebot ist auf den Straßen postiert, es werden Brücken blockiert, welche Khartum mit Nachbarstädten verbinden. Zudem richteten Soldaten und Polizei an Hauptverkehrsstraßen Kontrollpunkte ein, an denen Fußgänger und Autofahrer stichprobenartig durchsucht werden. Die Internet- und Telefonverbindungen sind weitgehend lahmgelegt.
Der von der Demokratie-Bewegung organisierte “Nationale Tag des Widerstands” soll in einigen europäischen Hauptstädten von
Solidaritätskundgebungen begleitet werden – so etwa in Berlin vor der
sudanesischen Botschaft.
Schon bis zu 30 Tote?
Die Furcht vor gewaltsamen Zusammenstößen bei den Protesten ist groß, nachdem das Militär am Montag die Macht in dem nordostafrikanischen Land übernommen hatte. Seitdem gehen landesweit täglich tausende Menschen auf die Straße. Bei Konfrontationen mit den Sicherheitskräften wurden nach Ärzteangaben bislang mindestens acht Demonstranten getötet und 170 verletzt. Ein US-Beamter sprach sogar von 20 bis 30 Toten. Die für diesen Samstag geplanten Proteste bezeichnete er als “echten Test” für die Absichten des Militärs.
Derzeit der starke Mann im Sudan: General Abdel Fattah al-Burhan
Sowohl die Vereinten Nationen als auch die Europäische Union mahnten das Militär im Vorfeld der angekündigten Proteste und Demonstrationen zur Zurückhaltung. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte in New York, die Machthaber im Sudan sollten “nicht noch mehr Opfer verursachen”. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betonte, die Demonstranten seien mit Respekt zu behandeln. Im Namen der 27 Mitgliedstaaten forderte er zudem erneut die Freilassung der seit dem Putsch festgesetzten politischen Häftlinge. Ähnlich äußerten sich Großbritannien und die USA.
Weitere Botschafter des Sudan abgesetzt
Inzwischen setzte die Militärführung erneut mehrere Botschafter des Sudan ab. Wie das Staatsfernsehen meldete, handelt es sich um Spitzendiplomaten in Südafrika, der Türkei sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der neue Militärmachthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, habe zudem einige Diplomaten im Außenministerium von ihren Aufgaben entbunden. Bereits am Donnerstag waren der Botschafter des Landes bei der Europäischen Union und fünf weitere Diplomaten ihrer Ämter enthoben worden.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Die Bevölkerung geht auf die Straße
Tausende pro-demokratische Sudanesinnen und Sudanesen protestieren am Tag des Putsches, dem 25. Oktober 2021, in der Hauptstadt Khartum gegen das Vorgehen des Militärs. Bereits im September hatte es im Sudan einen Putschversuch gegeben. Seitdem waren die politischen Spannungen im Land enorm gestiegen.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Tote und Verwundete
Bei den Protesten kam es auch zu Ausschreitungen: In Khartum brannten am Montag Autoreifen, Straßen wurden blockiert. Sieben Menschen sollen nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften getötet worden sein. Am Dienstag setzten sich die Proteste fort, Panzer blockierten Brücken und Hauptverkehrsstraßen in der Hauptstadt.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Das Militär beschwichtigt
Frieden und Sicherheit im Sudan seien bedroht gewesen, begründete der Generalkommandant der sudanesischen Streitkräfte den Putsch. Man werde den demokratischen Kurs fortsetzen, bis die Macht an eine gewählte, zivile Regierung übergehe. Wahlen sollten wie geplant im Juli 2023 stattfinden. Internationale Beobachter befürchten jedoch, dass es sich bei der Erklärung um ein Lippenbekenntnis handelt.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Premierminister festgesetzt
Die Putschisten nahmen am Montag den amtierenden Premier Abdullah Hamduk sowie mehrere Kabinettsmitglieder fest. Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan erklärte am Dienstag, Hamduk werde in seinem eigenen Haus festgehalten, er sei unverletzt. Auch mehrere zivile politische Führungspersonen wurden inhaftiert. Internet, Mobilfunk- und Festnetz blieben am Dienstag weitestgehend abgeschaltet.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Streiks und Widerstand im ganzen Land
Überall im Sudan gehen die Menschen auf die Straße, so wie hier in Omdurman. Auch sonst regt sich Widerstand gegen das Militär: Medienberichten zufolge sollen Mitarbeitende der Zentralbank in den Streik getreten sein. Sudans Ärztegewerkschaft forderte auf Facebook Ärztinnen und Ärzte in Militärkrankenhäusern dazu auf, nicht mehr arbeiten zu gehen, wenn es sich nicht um dringende Notfälle handele.
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Putsch und Widerstand im Sudan
Gespaltene Bevölkerung
Nicht alle Sudanesen stehen hinter dem demokratischen Übergangsprozess. Teile der bewaffneten Rebellengruppen sähen lieber eine Militär- als eine Zivilregierung an der Macht, sagt Theodore Murphy, Direktor der Afrika-Programme des European Council on Foreign Relations, der DW. “Sie sehen, dass eine demokratische Zukunft nicht zu ihren Gunsten ausfallen dürfte.”
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Putsch und Widerstand im Sudan
Vergebliche Hoffnung auf Demokratie?
Im Mai erhielt der Sudan einen milliardenschweren Schuldenerlass, der den Übergang zur Demokratie erleichtern sollte. Nach dem Putsch ist das Land davon weiter entfernt denn je. Westliche Länder drohten bereits, die Zahlung von Hilfsgeldern einzustellen, sollten die inhaftierten Regierungsmitglieder nicht freigelassen und zivile Kräfte an der Regierung beteiligt werden.
Autorin/Autor: Nele Jensch
sti/se (afp, dpa)