Dieter Wedel zählte in den 1990er-Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen hochkarätig besetzten Serien und Filmen begeisterte er in Deutschland ein Millionenpublikum. Immer wieder zeigte der Regisseur – ob beim “Großen Bellheim” (1992), beim “Schattenmann” (1996) oder beim “König von St. Pauli” (1997) – sein Herz für schwergewichtige Männer, die Zigarre rauchend mit Geld um sich warfen und die Puppen tanzen ließen.
Zuletzt arbeitete der Erfolgsregisseur als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Bei dem Theaterfestival lockte Wedel stets viel Prominenz auf den Roten Teppich. 2018 trat er jedoch zurück. Denn im Rahmen der “MeToo”-Debatte war bekannt geworden, dass auch er in früheren Jahren Schauspielerinnen sexuell genötigt haben soll. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits 2018 die ersten Ermittlungen aufgenommen, da es zahlreiche Zeugenaussagen gab, die Wedel stark belastet hatten.
Verzögerung des Prozesses gegen Wedel
Im März 2021 wurde Wedel schließlich wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt.
Schauspielerin Jany Tempel
Die Schauspielerin Jany Tempel gab an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt – ein Vorwurf, den der Regisseur bestritt. Seine Anwälte monierten eine Vorverurteilung und wollten die Anklage gar nicht erst zulassen. Das Verfahren verzögerte sich um gute 14 Monate, was Nebenklägerin Tempel sogar dazu veranlasste, in einen Hungerstreik zu treten. An diesem Mittwoch sollte das Landgericht München verkünden, ob es nun zu dem Strafprozess kommt – doch ausgerechnet an diesem Tag wurde bekannt, dass Wedel bereits am 13. Juli im Alter von 82 Jahren verstorben ist, “nach langer schwerer Krankheit”, wie seine Anwälte mitteilten.
Das Gerichtsverfahren wird nun eingestellt.
sw/pg (dpa, afp)