Er wird als wichtigster Komponist der USA gehandelt. Einige gehen sogar weiter: “The New Yorker” beschrieb Steve Reich als “den originellsten musikalischen Kopf unserer Zeit”, und die “New York Times” hält ihn gar für “einen der größten Komponisten des Jahrhunderts”. Der zweifache Grammy-Gewinner (für sein Werk “Different Trains” im Jahr 1988 und für “Music for 18 Musicians” 1998) beeinflusst die Musikwelt auch außerhalb der Vereinigten Staaten.

Komponieren jenseits der Denksysteme

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John Adams in Berlin

Der in New York am 3. Oktober 1936 geborene Steve Reich erhielt erste wichtige musikalische Eindrücke im Alter von 14 Jahren als er Werke von Johann Sebastian Bach und Igor Strawinsky hörte. Der spätere Jazz-Schlagzeuger erlangte den Abschluss im Fach Philosophie an der New Yorker Cornell University, studierte anschließend Musik an der Juilliard School in New York und an der University of Ghana in Accra. Dort lernte er bei einem Meister-Schlagzeuger des Ewe-Stamms. Später vertiefte er sich in die Kunst des balinesischen Gamelan-Spiels: Das waren die Grundlagen für Reichs Offenheit gegenüber Musikkulturen jenseits der westlichen, klassischen Tradition.

“Music for 18 Musicians”, “Piano Phrase”, “Clapping Music”, “Different Trains”, “Drumming” und “Typing Music” gehören zu den bekanntesten Tonschöpfungen Steve Reichs. Obwohl er den Begriff “Minimal Music” nicht gern hört, waren es seine Innovationen in diesem Stilbereich – neben denen seiner Komponistenkollegen Philip Glass, John Adams und Terry Riley -, die vollkommen neue Klänge in die Konzertsäle der 1960er Jahre brachten.

Klare Harmonien und schlichte Melodien

Es war eine radikale Abkehr von der in den Nachkriegsjahren vorherrschenden Zwölfton- und atonalen Asthetik. Klare Harmonien, starker rhythmischer Antrieb und schlichte Melodien waren die Merkmale des neuen Stils. Die “Minimal Music” entfaltete oft eine fast hypnotische Wirkung – und basierte trotz aller Schlichtheit auf komplexen Strukturen.

Im Jahr 2011 war Steve Reich zu Gast beim Bonner Beethovenfest. Der DW erzählte er damals, dass er sehr selbstkritisch sei – und ihm seine Musik im Grunde nur selbst gefallen müsse: “Der Grundgedanke dabei ist: Wenn ich das Ergebnis mag, dann gefällt es hoffentlich auch jemand anderem.”