Eigentlich müsste der Eurovision Song Contest im kommenden Jahr in der Ukraine stattfinden. Doch wie die Sicherheitslage bis dahin aussieht, weiß heute niemand. Der musikalische Wettbewerb wird deshalb stattdessen deutlich weiter westlich über die Bühne gehen. 

Das zweitplatzierte Großbritannien wird im kommenden Jahr anstelle des diesjährigen ESC-Siegers Ukraine den Eurovision Song Contest ausrichten. “Nach der Anfrage der European Broadcasting Union und der ukrainischen Behörden freue ich mich, dass die BBC zugesagt hat, den Wettbewerb im nächsten Jahr auszurichten”, sagte die britische Kulturministerin Nadine Dorries am Montag (25.07). Allerdings sei es traurig, dass der ESC aufgrund des “andauernden russischen Blutvergießens” nicht in der Ukraine stattfinden könne, dort wo er eigentlich hingehöre.

Ukraine gewann den 66. ESC mit Kalush Orchestra

Mitte Mai hat die ukrainische Gruppe Kalush Orchestra mit dem Lied “Stefania” in Turin den 66. ESC gewonnen. Damit hatten die Ukrainer zum dritten Mal das Recht auf die Austragung der TV-Musikshow im kommenden Jahr erlangt, schon 2005 und 2017 waren sie Gastgeber gewesen. Der Sieg des Kalush Orchestra dieses Jahr war für die umkämpfte Ukraine ein dringend benötigter Mutmacher.

Doch wegen Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem seit rund fünf Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) mit, Gespräche mit der BBC in Großbritannien über die Austragung zu führen.

Der Brite Sam Ryder hatte in Turin den zweiten Platz belegt. Unklar ist bisher, in welcher Stadt der Wettbewerb ausgetragen wird. Manchester und Glasgow haben Interesse signalisiert, wie die BBC berichtete.

Sam Ryder aus Großbritannien auf der Bühne beim ESC in Turin

Der Brite Sam Ryder war Jury-Favorit und belegte beim ESC 2022 den zweiten Platz

Ukrainische Regierung wehrte sich zunächst gegen die Entscheidung

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), Organisatorin des Wettbewerbs, hatte bereits Mitte Juni erklärt, dass die ukrainische Rundfunkanstalt UA nicht in der Lage sein werde, die notwendigen “Sicherheits- und Betriebsgarantien” zu leisten. 

Bereits damals kündigte sie Gespräche mit der BBC als Ausweich-Gastgeberin an. Die ukrainische Regierung hatte sich zunächst gegen diese Entscheidung gewehrt, war aber mit ihren Einwänden auf Granit gestoßen. Laut EBU willigte der ukrainische Sender UA:PBC nun ein, dass Großbritannien einen ESC ausrichte, der vom “ukrainischen Geist” durchdrungen sei.

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Die Deutschen und der Eurovision Song Contest

“Der Eurovision Song Contest 2023 wird nicht in, sondern zur Unterstützung der Ukraine stattfinden”, sagte UA:PBC-Chef Mykola Tschernotyzkyi in einer gemeinsamen Erklärung mit EBU und der BBC. “Wir sind unseren BBC-Partnern dankbar, dass sie sich mit uns solidarisch zeigen”, erklärte er weiter.

Boris Johnson: Die Ukraine verdient den ESC

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte sich vor einem Monat für eine Austragung des nächsten Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine ausgesprochen. “Tatsache ist, dass sie ihn gewonnen haben, und sie verdienen es, ihn zu haben”, sagte Johnson damals.

Nun teilte der scheidende Regierungschef mit: “Vergangene Woche haben [der ukrainische] Präsident [Wolodymyr] Selenskyj und ich vereinbart, dass der ESC 2023, wo auch immer er stattfindet, das Land und die Menschen der Ukraine feiern muss. Da wir nun Gastgeber sind, wird das Vereinigte Königreich dieses Versprechen direkt einlösen – und im Namen unserer ukrainischen Freunde einen fantastischen Wettbewerb veranstalten.”

kt/so (mit dpa/AFP)