Nachdem in den vergangenen zwei Jahren die Corona-Pandemie für einen Anstieg der weltweiten Armut gesorgt hatte, setzt der russische Krieg gegen die Ukraine und die damit stark eingeschränkten Getreideexporte des Landes diese Entwicklung nun fort. Die Explosion der Nahrungsmittel- und Energiepreise hat laut einem UN-Bericht innerhalb von nur drei Monaten weltweit 71 Millionen Menschen in die Armut gestürzt. Sie müssten nun mit knapp vier Euro pro Person und Tag auskommen. Betroffen sind vorwiegend Menschen aus armen Ländern, wie es in dem jüngsten Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) heißt.

“Die beispiellosen Preisanstiege bedeuten, dass für viele Menschen auf der Welt Lebensmittel, die sie sich gestern noch leisten konnten, heute nicht mehr bezahlbar sind”, erklärte UNDP-Chef Achim Steiner. Er warnte vor Hungersnöten und einer Zunahme sozialer Unruhen.

Sri Lanka | Schlange vor einer Tankstelle in Colombo

Lange Schlangen vor Tankstellen wie hier in Colombo sind in Sri Lanka aktuell Alltag

Wenn beispielsweise Entwicklungsländer keine Nahrungsmittel- oder Energieimporte mehr bezahlten könnten, drohten Konflikte wie in Sri Lanka, so Steiner. Das in einer verheerenden Finanzkrise steckende Land ist nicht mehr in der Lage, die wichtigsten Importe wie Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente zu finanzieren. Die Behörden setzen bewaffnete Polizisten und Soldaten zur Bewachung von Tankstellen ein.

Um Menschen vor Armut zu bewahren, setzt das UNDP auf Direktzahlungen an die am stärksten Betroffenen. Gezielte Geldtransfers seien gerechter und kosteneffizienter als pauschale Subventionen wie zum Beispiel eine vorübergehende Senkung der Energiesteuer zur Verbilligung des Benzins. Das helfe zwar kurzfristig, verschlimmere aber die Ungleichheit und verschärfe bei Energiesubventionen langfristig auch die Klimakrise, weil Menschen, die es sich leisten könnten, bei billigeren Benzinpreisen mehr Auto führen. Nach Angaben des UNDP profitieren von Energiesubventionen vor allem die reichsten 20 Prozent einer Bevölkerung.

djo/qu (afp, dpa)