“Junge Leute kommen hierher, um zu trinken und Spaß zu haben – ich habe es getan, wir alle haben es getan – aber nur die Engländer kommen hierher, um zu trinken, bis sie umfallen. Was ist nur los mit ihnen?” Taxifahrer Spiros ist wütend. Nach zwei Jahren Corona, in denen die Stadt Laganas fast menschenleer war, sind die britischen Partytouristen auf Zakynthos’ berüchtigter Feiermeile zurück. Viele Einheimische beschweren sich, dass sie noch schlimmer sind als zuvor.
Wie viele Bewohner stört sich Spiros jedoch nicht nur am Alkoholkonsum. “Ich wohne direkt hinter der Meile – dort gibt es jeden Tag Musik bis 5 Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen, aber ich muss trotzdem morgens aufstehen und arbeiten. Die Behörden könnten etwas dagegen tun, aber sie tun es nicht.”
Partyurlauber in Laganas
Mehr als eine Partyinsel
Tatsächlich ist die Partymeile von Laganas ein nur drei Kilometer langer Straßenabschnitt auf Zakynthos. “Diese kurze Straße hat dem Ruf der gesamten Insel geschadet. Es ist einfach unglaublich”, sagt Christian Mastrander, Besitzer des Cotton Club Zakynthos, einem exklusiven Lokal auf einem Hügel fünf Kilometer von Laganas entfernt.
Christian Mastrander, Eigentümer des Cotton Clubs
Mastrander verliebte sich bei seinem ersten Besuch im Jahr 2018 direkt in die Insel. “Natürlich ist das Schiffswrack unglaublich beliebt”, sagt er und meint damit die verrosteten Überreste der Panagiotis, die hier seit 1980 liegen. Das Wrack gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Griechenlands. “Aber es gibt auch wunderschöne traditionelle Dörfer und Weingüter, in denen man den lokalen Verdea-Wein probieren kann. Außerdem ist Zakynthos ein Naturschutzgebiet für Schildkröten. Je mehr wir die Insel erkundeten, desto mehr wurde uns klar, dass Zakynthos weit mehr ist als Laganas!”
Maria Lougari, die Besitzerin des Castelli, eines ruhigen Boutique-Hotels ein paar Kilometer von Laganas entfernt, sieht es genauso. Sie setzt sich aktiv für nachhaltigen Tourismus ein. Und sie sagt, dass die Dinge aus dem Ruder gelaufen sind. “Als ich 20 war, gab es nur zwei Clubs am Strand von Laganas – das war ganz anders – aber jetzt ist alles außer Kontrolle geraten.”
Auf dem Strand dieser Bucht liegt das berühmte Schiffswrack der Panagiotis
Regulierung der Partymeile
Seit COVID hat es einige Versuche gegeben, die Laganas-Meile zu regulieren. “Eine Zeit lang wurde ein Teil der Straße zur Fußgängerzone erklärt, um sie für die vielen betrunkenen Leute sicherer zu machen, aber das hat nur die Hotels und Geschäfte benachteiligt”, sagt Maria. Sie sagt, dass die negative Konnotation des Namens Laganas so stark ist, dass sie sogar die Adresse ihres Hotels von Laganas in Agios Sostis geändert hat. “Seitdem haben wir andere Gäste”, erklärt sie.
Nachts in Laganas
Die Straße sowie der Strand von Laganas sind nachts voller 18- bis 25-Jähriger. Die meisten von ihnen bereits betrunken. Vor einer Bar, die Fishbowl-Cocktails verkauft – eine starke Mischung aus mindestens vier verschiedenen Alkoholika – erbricht sich ein junger Mann während sich gegenüber zwei Mädchen streiten.
“Hier geht es jede Nacht zu wie im Wilden Westen und niemand unternimmt etwas dagegen”, sagt ein Barbesitzer, der nicht namentlich genannt werden möchte. “Es gibt Gesetze gegen Lärmbelästigung und all die anderen Probleme hier, aber es gibt nicht genug Polizei, um sie durchzusetzen, also werden sie einfach nicht angewandt.”
Touristen feiern auf der Partymeile in Laganas
Ramona Sfat hingegen, Marketingmanagerin für das neue Hotel Lesante Cape, 20 Autominuten von Laganas entfernt, sieht neben all den Problemen auch positive Aspekte des Nachtlebens. “Auch wenn sich in den nächsten Jahren einiges ändern muss, ist es schön zu sehen, dass das Geschäft in Laganas wieder boomt – Die Partymeile spricht jüngere Leute an, und die müssen nach zwei Jahren COVID wirklich mal wieder raus und Spaß haben.”
Zeit für Veränderungen
Andreas Kondylis, Bürgermeister von Alimos
Alimos, im Süden Athens, geriet kürzlich in die Schlagzeilen, als es als erste griechische Gemeinde das Problem des nächtlichen Lärms und des Alkoholkonsums in Angriff nahm, indem es Musik nach 23 Uhr verbot.
Im Gespräch mit der DW erläutert der Bürgermeister den Grund für seine Entscheidung. “Solche Tourismuskonzepte können zum Bumerang werden und ein ganzes Gebiet in Verruf bringen”, sagt er. “Als Stadtverwaltung unterstützen wir das Unternehmertum von ganzem Herzen, aber es ist äußerst wichtig, dass allen, insbesondere den Anwohnern, der gebührende Respekt entgegengebracht wird.”